Auszug (gekürzt) aus:
Carl Gibson
Plagiat als Methode - Herta Müllers „konkreative“ Carl Gibson-Rezeption
Wo beginnt das literarische Plagiat? Zur Instrumentalisierung des Dissidenten-Testimoniums „Symphonie der Freiheit“ – Selbst-Apologie mit kritischen Argumenten, Daten und Fakten zur Kommunismus-Aufarbeitung sowie mit kommentierten Securitate-Dokumenten zum politischen Widerstand in Rumänien während der Ceaușescu-Diktatur
hier ist alles in ordnung“,
Exkurs
Wer sich nicht selbst die Hände schmutzig machen und so nicht in falsches Licht geraten will, der leistet sich einen „Mann fürs Grobe“ wie Herta Müller, die mich bisher nie persönlich nominell angegriffen hat. Ja die Nobelpreisträgerin für Literatur vermeidet das Aussprechen oder Niederschreiben meines Namens so konsequent, als hätte sie es mit dem Leibhaftigen zu tun, den sie, bei Gott, nicht herbei zitieren will, weder durch indirekte Beschwörung, noch sonst wie. Seit dem Jahr 2006 hätte sie in eine unmittelbare Auseinandersetzung mit mir treten können, in einer ersten Antwort an den Zeitzeugen und den seit Jahrzehnten ausgewiesenen Literaturwissenschaftler; dann ein Jahr danach, 2007, als sie den Auszug des Securitate-Kapitels in der HJS las und vielleicht schon verarbeitete; schließlich im Folgejahr, als sie die - für sie in manchen Punkten richtungweisende - „Symphonie der Freiheit“ in den Händen hielt und dort die kritischen Passagen über sich selbst, über ihr Werk und Wirken las ... oder mit der Schere bearbeitete, um aus den Papierschnipsel mit Gehalt und Securitate-Androhungen eine Collage ihrer Mach-Art zu fabrizieren. Doch nein! Herta Müller reagierte nicht, obwohl eine echte Auseinandersetzung mit dem Autor und Kritiker Carl Gibson gegeben war, denn eine zugegebene Beschäftigung mit der Person und dem Werk des Landmannes aus dem Banat, hätte „Rezeption“ bedeutet, eine von der Außenwelt bald registrierte Rezeption, die den eigentlichen geistigen Widersacher zweifellos „als Dissident, Autor und Literaturkritiker“ aufgewertet hätte. Gerade das aber galt es zu vermeiden. Also war Totschweigen angesagt – Zumindest für - die Tabus sonst forsch angehende - Herta Müller war der Name Carl Gibson nunmehr auch ein Tabu, ein höchst unwillkommenes, dessen Thematisieren und Problematisieren Widerstand und Kampf mit offenem Visier und einwandfreien Waffen bedeutet hätte. Dieser Zustand des bewussten Ignorierens einer Person der jüngsten Zeitgeschichte im Banat, die zufällig eine der wenigen veritablen Opponenten gegen die Ceaușescu-Diktatur ist, zudem auch noch ein ausgewiesener Forscher und Autor, hält heute im Jahr 2014 immer noch an – Und die so genannte Herta-Müller-Forschung hat davon noch keinen Wind bekommen!? Nach wie vor gibt es gute Gründe für diese Haltung. „Nur keinen Staub aufwirbeln“, sagt sich die sonst so streitbare Heroine vielleicht in diesem speziellen Fall, „denn es könnte ins Auge gehen, vor allem dann, wenn dieser eine Kritiker und Dissident die Plattform oder das Forum bekommt, das man ihm bisher versagt hat.“ Eine öffentliche Auseinandersetzung mit mir, ja eine direkte Konfrontation im Disput, den sie schon aus argumentativen Gründen scheut, könnte zudem ihrem Nimbus gefährlich werden. Drohungen, Beschimpfungen, Diskreditierungen anderer Leute – das übernimmt für Herta Müller ihr – ehemals angetrauter „Mann“ Richard Wagner, ein wehrhafter Dichter aus der KP, der, mangels eigener Widerstands-Aktionen, die konkreten oppositionellen Taten anderer kleinredet, der Dissidenten und Kritiker verunglimpft und Druck auf Freunde der Wahrheit ausübt, wenn man es von ihm verlangt. .
Abbildung Nr. 16, 17, 18. 19: KP-Chef Ceaușescu und der Standpunkt seines Genossen. Der Standpunkt des Partei-Lobhudlers in „Neuen Weg- Kalender“ und der Genosse Richard Wagners, der überaus böse Despot Ceaușescu – in besseren Tagen! Dieser kleine Stammelnde (frei nach Herta Müller) war der Chef! Die Parolen von gestern, die man heute gerne vergessen will, weil sie den Opportunismus und die Bereitschaft zur geistigen Prostitution – hier ist alles in ordnung - dokumentieren.
Wer ist nun dieser „Dichter“ mit dem berühmten Namen, der, nach eigener Aussage kein Dissident, sondern nur ein „loyaler Kritiker“ sein wollte? Nein, es ist nicht jener berühmte Tonsetzer aus Bayreuth in Franken oder ein reimender Nachfahre des Antisemiten, sondern ein völlig anderer, herstammend aus dem entlegenen Lowrin im rumänischen Banat - Ein Poet mit Standpunkt! Ein Dichter fürwahr! Im Jahr 1978, als die Securitate bereits seit Jahren hinter mir her war und ich als vogelfreier antikommunistischer Dissident jederzeit hätte verhaftet werden können, verkündete dieser überzeugte Kommunist und Agitator aus Ceaușescus Reich noch vollmundig von den Gerüsten des sozialistischen Aufbaus herab: „hier ist alles in ordnung“! Auch das - eine Botschaft! Ganz im Klartext und ohne falsche Metapher! Einige seiner wohlwollenden Interpreten, Claqueure und Verteidiger meinten später – vor allem an meine Adresse gerichtet – man müsse die Ironie dieser Sendung erkennen. Alles sei eigentlich nicht so gemeint, sondern das Gegenteil sei vom Dichter bezweckt. Die langjährige Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei eines Diktators – beginnend 1972 und bis ins Jahr 1985 andauernd, als der rote Poet die Bundesrepublik bereiste, mit Pass und Visum, kaum ein Jahr nach der ersten West-Reise seiner Gattin Herta Müller – war natürlich auch nicht so gemeint. Das Mitglied war eigentlich nur ein Scheinmitglied, de facto ein Dissident! Und die später (1995) formulierte Interview-Aussage, er habe kein Dissident sein wollen, war natürlich auch nicht so gemeint, sondern ganz anders. Die freche Verlogenheit dieses Poeten, der nachträglich den eigenen Lebenslauf am liebsten ganz umschreiben würde und jenen von Herta Müller noch dazu, geschichtsklitternd und bestückt mit „Tricks“ aller Art, stinkt gewaltig zum Himmel. Trotzdem fanden und finden sich immer wieder Blätter, beginnend mit der FAZ und bis hin zur rechts eingestuften „Jungen Freiheit“, die diesem spätgeborenen Jakobiner mit der roten Mütze und den roten Socken aus Ceaușescus Partei und Imperium im Land des Deutschen Michel nach wie vor ein Forum bieten, um seine sich selbst und Herta Müller inszenierenden Lügen auszubreiten. Da Dichter grundsätzlich lügen und erfinderische Dichter noch mehr lügen, darf es keinen wundern, wenn der Schollenpoet aus der KP, der angeblich sein totalitäres Umfeld mit der Metapher verändern wollte, das Fähnlein nach dem Wind dreht und das Fell chamäleonhaft so einfärbt, wie es gerade opportun ist, ganz nach dem alten Sinnspruch aller Duckmäuser und Speichellecker: „Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe!“
Abbildung Nr. 10, Graphik: Eile mit Weile? Wer wild los jagt, macht Fehler!
Eine meiner Antworten auf das Lügen der Dichter – aus der langen Reihe von Platon über Nietzsches „Zarathustra“ bis hin zu Richard Wagner und Herta Müller, eine Autorin, die die Lüge als eigenes Phänomen entdeckt und bisher einzigartig - als Lügen in Variationen - kultiviert hat, findet sich in dem geisteslyrischen „Gedicht“ :
Hommage an Descartes
Leute gibt es, die gut mit der Lüge leben.
Selbst in schwerer Krankheit,
im Angesicht des Todes, lügen sie weiter,
weil die Lüge zum Wesen geworden ist,
zum eigentlichen Element.
Sie lügen, weil sie einmal logen,
sie lügen, weil sie zum Lügen erzogen wurden,
weil ein verlogenes System ihnen das Lügen beigebracht hat,
nunc et in hora mortis
als Überlebensstrategie, als Methode,
als das Mittel, zum Endzweck zu gelangen.
Also logen sie weiter,
mit dickem Fell und gutem Gewissen,
mit dem Gewissen der Täuscher.
Selbst als die Lüge längst durchschaut war,
hielten sie immer noch an ihr fest.
Wo keine Welt war, erfanden sie eine Welt,
wo keine Wahrheit war, erfanden sie etwas
und gaben dies dafür aus.
So wurde die Erfindung zur Wahrheit
und alle, die an dieser Wahrheit zweifelten zu Lügnern.
De omnibus dubitandum est? Clarus et distinctus?
Das Licht fällt in die Dunkelheit zurück,
der Schleier vernebelt die Sinne.
Ein Blick in den Spiegel offenbart die Fratze,
die Eigentlichkeit in der Uneigentlichkeit,
den Ungeist der Lüge in der Welt
als Geist der Zeit.
Die Guten und Gerechten tragen alles mit.
Werte stürzen,
Freiheit endet im Sarg.
So wird Tyrannis möglich.
Abbildung Nr. 11: Solidarische und empathische Rückmeldung des mir nicht näher bekannten Zeitzeugen A. Reich, vermutlich aus Temeschburg, der die kommunistischen Schandtaten des Polit-Agitators Richard Wagner wohl aus eigener Anschauung kennt, ebenso die aneckenden Gepflogenheiten der Dissidentin aus dem Kindergarten Herta Müller. Die „Jugendsünden“ dieser roten Socken und Helfershelfer der kommunistischen Verbrecher dauerten – wie im Fall Richard Wagner – oft ganze fünfzehn Jahre an und hörten erst auf, als die Titanic des Kommunismus den Eisberg gerammt hatte.
Nachdem ich der intensiven Debatte zu Herta Müllers Lügen-Artikel „Die Securitate ist noch im Dienst“ auf der Internet-Plattform Kulturraum-Banat die zum Himmel stinkende Heuchelei mehrfach kritisch erörtert hatte, rief das wieder Herta Müllers Mann für Grobe auf den Plan – in eigener Sache, aber auch um die lästige und für Herta Müller äußerst peinliche Wahrheitsfindungsdiskussion aus der Welt zu schaffen.
Auszug aus Carl Gibson, Symphonie der Freieheit
Das Phänomen ist bekannt. Wenn die Schlachten geschlagen sind und die Sieger feststehen, will jeder auf der Siegerseite sein. Nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus im Deutschen Reich waren Millionen von NSDAP-Mitgliedern auf einmal nur noch unfreiwillige Mitläufer - und diejenigen, die einst die Straßenseite wechselten, um nicht einen Angehörigen exekutierter Widerstandskämpfer grüßen zu müssen, entpuppten sich selbst als Kombattanten der Alten Ordnung, als redliche Bürger und als Urdemokraten von Anfang an. Im postrevolutionären Rumänien, wo der erste Führer-Lobhudler im Staat postwendend gleich zum ersten Dissidenten in Land avancieren wollte, war es nicht viel anders, nicht weniger grotesk - und genauso heuchlerisch oder, milder ausgedrückt, so allzumenschlich wie sonst wo. Die Feiglinge von heute hatten viel Verständnis für die Feigheiten von gestern. Und weil sie gerne Helden gewesen wären, damals, als es gefährlich war, ein Kämpfer zu sein, wollen sie sich wenigstens heute zu Helden erheben, in vollendeter Selbstmythisierung, wenn es sein muss. Die Welt will betrogen werden! Also helfen wir ihr dabei, den Schein des Scheins aufrecht zu erhalten. Ungeniert wie Păunescu, Tudor und andere ihres Schlages …“
Wer war in Rumänien ein Dissident? Wer opponierte wirklich? Und reicht es schon, einem Anwerbeversuch der Securitate widerstanden zu haben - wie Herta Müller nach eigenen Angaben - um als Widerstandskämpfer zu gelten? Dann hätte es viele Dissidenten gegeben im sozialistischen Rumänien des Diktators Ceauşescu! Die Wirklichkeit sieht anders aus. Mit der Lupe hätte man sie suchen können, die Oppositionellen im Land - und wäre kaum fündig geworden. Und die Andersdenkenden unter den Literaten und Künstlern? Da wäre ein Elektronenmikroskop angebracht gewesen, denn so gering war ihre Präsenz im 22 Millionen-Einwohner-Staat! Als ich seinerzeit im Jahr 1977 in Temeschburg unter den Intellektuellen vor Ort nach geistigen Allianzen suchte, fand ich wenig oppositionelles Potential vor. Und selbst viele Jahre danach, in der analytischen Rückschau, wurde es nicht besser. Wirkliche Dissidenten unter den Kunstschaffenden damals blieben die Ausnahme. Und unter den Kreativen deutscher Zunge war die Situation noch enttäuschender, ja fast nicht existent, wenn man von seltenen Ausnahme-Charakteren absieht, die bekanntlich die Regel bestätigen. Die Details der damaligen Situation, die noch viel Raum für wissenschaftliche Aufarbeitung bietet, beschreibe ich in Gegen den Strom. Die folgenden Kapitel daraus repräsentieren einen essentiellen Auszug, der auch das Verhältnis zu den rumänischsprachigen Autoren und Dissidenten markiert sowie Unterschiede hervorhebt. Als ich seinerzeit - wie Herakles am Scheideweg angekommen - dabei war, meine künftige Positionsbestimmung vorzunehmen, festigte sich die Gewissheit, dass ich im weitläufigen Bekanntenkreis linksorientierter Literaturschaffender keine politische Heimat würde finden können. Die meisten unter ihnen wollten primär nur Künstler sein, Poeten, Schriftsteller, während ich nach gesellschaftskritischen Charakteren, nach politisch denkenden Oppositionellen und nach potentiellen Widerständlern Ausschau hielt. Darüber hinaus war meine Absetzung von der selbstapostrophierten Avantgarde, die sich aus historischer Sicht und vor allem aus politischer Sicht als nichtrepräsentative Minderheit in einer Minderheit verstand, neben ethischen Kriterien und literaturästhetischen Faktoren von weltanschaulichen Überzeugungen bestimmt, die eindeutig antikommunistischer Natur waren. Systemimmanente Kritik zu akzeptieren, Anregungsvorschläge aus der Partei, das System selbst zu reformieren, fiel mir 1977/78 sehr schwer, weil ich das kommunistische System selbst weder für verbesserungswürdig, noch für verbesserungsfähig hielt. Der Geschichtsverlauf seit der Oktoberrevolution, in welchem ein totalitäres Regierungssystem in vielen Staaten zum Durchbruch gelangte, sprach dagegen. Im real existierenden Sozialismus sah ich nur die gescheiterte Utopie. Nach meiner damaligen Einschätzung waren die linksorientierten Poeten vor Ort, die, wenn überhaupt, nur sehr zaghaft aufmuckten, keine Dissidenten im eigentlichen Sinne des Wortes - bis auf einen vielleicht. Und nach meinem Empfinden hatten sie bis zu einem gewissen Grad auch moralisch versagt, weil sie den Kommunismus nicht nur als gottgegeben hinnahmen, sondern ihn sogar begrüßten, der Partei zujubelten, sich mit ihr arrangierten und sogar paktierten, um ihre Zwecke, Studium und Publikationen, zu erreichen - und weil sie die verlogene Weltanschauung über ihr Handeln, ja dort, wo es darauf ankam, durch ihr Nichthandeln fast bis zuletzt billigend stützten.
Damals urteilte ich - wie im Fall Berwanger deutlich wurde - aus der radikalisierten, kompromisslosen Sicht des Einzelkämpfers, der konsequent seinen Weg geht, vom Idealismus getragen, geradeaus, auch wenn dieser in den Untergang führen sollte. Für rein existentielles Verhalten hatte noch ich keinen Sinn - bis zu dem Zeitpunkt, wo mir diese Haltung fast zum Verhängnis geworden wäre. Wie gestaltete sich die konkrete und geistige Situation damals in Temeschburg? Nach mehreren Jahren argwöhnischer Beobachtung hatte der Sicherheitsdienst in der Stadt an der Bega die so genannte Aktionsgruppe Banat 1975 schließlich verboten und aufgelöst - nachdem einige ihrer Mitglieder, unter ihnen auch mein dichtender Nachbar Gerhard Ortinau, zeitweise verhaftet und mehrtägigen Verhören unterzogen worden waren. Die vermeintlich liberalen Vorgaben des Staates, über alle Themen des täglichen Lebens kritisch berichten zu sollen, von rumänischen Intellektuellen ebenso missverstanden wie von Angehörigen der Minderheiten, waren wohl aus dem Ruder gelaufen und hatten sich selbstständig gemacht. Gegen die verhafteten Linken, die in ihrer Überzeugung und inneren Wahrhaftigkeit vielleicht wirklich linker waren, als es der Staat erlaubte, wurde der plakative Vorwurf erhoben, sie hätten faschistische Literatur verbreitet, nachdem die Securitate bei William Totok ein Exemplar von Hitlers Mein Kampf gefunden hatte, vermutlich ein Propagandarelikt aus der Vorkriegszeit, das die massenhafte Bücherverbrennung im Backofen vor dem Zusammenbruch des Dritten Reiches überstanden hatte.
Im Anschluss an einen einwöchigen Aufenthalt im Untersuchungsgefängnis der Securitate in Temeschburg mit ausführlichen Vernehmungen waren dann Richard Wagner, der Spiritus rector der Aktionsgruppe, mein poetischer Nachbar Gerhard Ortinau und der landesweit ausgewiesene Literaturkritiker Gerhard Csejka wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Die gegen diese Vierergruppe erhobenen Vorwürfe, unter anderem ein ihnen unterstellter illegaler Grenzübertrittsversuch, die sich als weitgehend absurd erwiesen hatten, waren im Vorfeld fallen gelassen worden. William Totok hingegen, gegen den anderes Geschütz aufgefahren worden war, blieb weiterhin in Untersuchungshaft, teils im Securitate-Bau, teils im Gefängnis in der Popa Sapca-Straße, ganze acht Monate lang, bis er aufgrund eines aufklärenden Berichtes der französischen Zeitung Le Monde freikam. In dieser Zeit bemühte sich der Securitate-Apparat in Temeschburg darum, William Totok, der einige zeitkritische Gedichte verfasst und in den Westen geschmuggelte hatte, antisozialistische Propaganda vorzuwerfen.
Hauptmann Petru Pele, der Basilisk persönlich, hatte es auf ihn abgesehen, unterstützt von wem? Vom Krokodil natürlich, vom gutmütigen Köppe, der William Totok bereits seit dem Militärdienst im Visier hatte. Der triviale Vorwurf, das Bewusstsein der Leser vergiften zu wollen, der in der gleichen Art schon früher gegen jene fünf Siebenbürger Schriftsteller vor Gericht erhoben worden war, stand nach weiteren sechzehn Jahren sozialistischen Gesellschaftsaufbaus wieder im Raum; zu einem Zeitpunkt, als die scheinbar etwas liberaler gewordene Republik ihr früheres Unrecht bereits eingesehen und die sächsischen Schriftsteller nach mehrjähriger Haft begnadigt und rehabilitiert hatte. Nach dem gleichen Schema wie damals, als Kollegen gegen Kollegen aussagten, sollten auch diesmal systemloyale Gutachter aus dem akademischen Umfeld der Universität Temeschburg zum subversiven Charakter der Dichtungen Stellung nehmen. Der Staat fürchtete Kritik, selbst die Kritik von links, eben weil er starr und nicht reformierbar war. William Totok, wurde, repräsentativ für die moderaten Kritiker und vielleicht auch zur Abschreckung anderer lyrischer Rebellen, ins Gefängnis geworfen und dort ohne Urteil acht Monate festgehalten, allein auf den Verdacht gestützt, er hätte sozialismusfeindliche Literatur produziert. Die beiden anderen Studienkollegen, Wagner und Ortinau, aber kamen recht glimpflich davon. Weshalb, fragte man mich damals in der Szene. Wie hatten sie es geschafft, so schnell freizukommen? Wogen ihre literarischen Vergehen weniger schwer als Williams Totoks Poesie? Das war ein kaum zu durchschauendes Geflecht, eine labyrinthische Angelegenheit, die für Außenstehende damals noch nicht zu entwirren war. Die Securitate, das wusste ich aus eigener Erfahrung, war nicht immer kalkulierbar - und nicht alle ihre Handlungen waren logisch nachvollziehbar. Gerhard hatte mir in unseren nächtlichen Gesprächen zwar einiges angedeutet; doch erst als ich nach vielen Jahren William Totoks Erinnerungen in der Hand hielt, jene Zwänge der Erinnerung, 1988, nach seiner Ausreise, in Deutschland erschienen, sah ich die Dinge etwas klarer. Selbst heute sind die damaligen Entwicklungen nur zum Teil aufgeklärt, weil immer noch viele Dokumente unter Verschluss stehen und die Securitate – anscheinend unter dem neuen Namen SRI wieder auferstanden und quicklebendig – auch heute noch nach eigenem Ermessen selbst zu bestimmen scheint, wer in ihre früheren Dossiers Einsicht nehmen darf und wer nicht. Einige sonderbare Verhaltensweisen deuten darauf hin, die CNSAS, die dortige Gauck-Behörde, sei eine Institution, die offensichtlich mehr verstecke, als sie offen lege und aufkläre. Nur was war damals wirklich los? Weshalb musste William Totok, wohl der einzige Poet des Kreises mit einem wirklichen Sinn für politische Veränderung über aktive Opposition und Dissidenz, für alle büßen als armer Sünder am Pranger? Mangelte es im Freundeskreis der Gruppe an zwischenmenschlicher und geistiger Solidarität? Hatten die Freunde den in Not geratenen Mitstreiter hängen lassen oder gar belasten müssen? Hatte man sie ausgequetscht, mit Drohungen überhäuft und dann erpresst nach der alten Securitate-Vorgehensweise aus dem stalinistischen Lehrbuch? Oder gab es überhaupt keine Möglichkeit, dem Bedrängten irgendwie zu helfen? William Totok hatte, wie wir es inzwischen aus Wagners Gesprächen wissen, tatsächlich provokative Lyrik in den Westen geschickt, was allerdings nicht explizit verboten war. Hatte er mit seiner Aktion individueller und fahrlässiger agiert als andere Mitglieder der Aktions-Gruppe, die sich strenger und präziser an die selbst definierten, mündlich untereinander abgesprochenen Regeln und Statuten gehalten hatten? Und was besagten diese Regeln der Festlegung und Selbstkastration? Wozu noch aktiv als Aktionsgruppe ein Weltverbesserertum anstreben, wenn man sich selbst den Maulkorb anlegt und sich selbst beschneidet? In freiwilliger Selbstzensur! In servilem, vorauseilendem Gehorsam? Aber ja, der Begriff Aktionsgruppe war schließlich von außen an den losen Freundeskreis herangetragen worden – als hermeneutischer Begriff – und war somit nicht Programm! Wagner hat inzwischen vieles eingesehen, eindeutig Stellung bezogen und etwas reumütig Näheres zu dem unerquicklichen Ereignis von damals ausgesagt. In einem Gespräch mit dem Literaturhistoriker Stefan Sienerth vom IKGS, das dieser in den 1997 erschienenen und gerade neu aufgelegten Band Dass ich in diesen Raum hinein geboren wurde. Gespräche mit deutschen Schriftstellern aus Südeuropa aufnahm, betont Wagner im damals schon heißgeliebten, doch kaum praktizierten Klartext: Unsere Entlassung damals nach einer Woche Untersuchungshaft war eine Blamage für die Securitate. Das war der Hauptgrund, warum sie sich auf William Totok konzentrierten, ihn dann wenigstens stellvertretend bestrafen wollten. Dazu muss noch gesagt werden, dass wir, die anderen, ich selber, uns zu unserem Kollegen nicht solidarisch verhalten haben. Wir haben ihn fallenlassen. Wir waren auf die Situation nicht vorbereitet. Totok war angreifbarer als die anderen aus der Gruppe, auch weil er sich nicht an die Grupperegeln gehalten hatte. Hinter formalen Gründen regt sich ein Gewissen. Gruppenregeln? Wie vertragen sich diese Selbstbeschränkungen mit dem freien Willen freier Individuen? Dann aber formuliert Wagner den essentiellen Satz, der auch für die ideelle Beurteilung und Interpretation seiner Werke aus jener Zeit richtungsweisend sein dürfte: Wir strebten keine Dissidenz an, sondern eine Art loyaler Kritik. Zuerst kam das Literarische. Das war bei ihm nicht so. Er schickte beispielsweise unveröffentlichte Gedichte in den Westen, wobei es einen gegenteiligen Beschluss in der Gruppe gab. Ich erfuhr davon beim Verhör. Und wollte damit auch nichts zu tun haben. Damit zeigte sich die Befangenheit in der eigenen Perspektive. Ich wollte nicht ausreisen und wollte auch kein verbotener Autor sein. Hätte ich zu Totok gestanden, wäre ich 1975 ein Dissident geworden und wäre mit ein paar Gedichten im Kopf nach Frankfurt am Main gekommen. Wollte ich aber nicht. Soweit Wagner im Rückblick.
Aus meiner Sicht war der Satz: Wir strebten keine Dissidenz an, sondern eine Art loyaler Kritik, dessen ungeistige Botschaft mich leitmotivisch verfolgte wie eine böse Schimäre, eine schlichte Katastrophe! Eine geistig-moralische Bankrotterklärung! Denn dahinter stand die indirekt passive, doch faktische Anerkennung des Status quo und einer illegitim an die Macht gelangten Partei, deren Wesen autoritär, ja sogar totalitär war, selbst nach der finsteren Zeit des Stalinismus! Viele Mitläufer, Historiker, Literaten, Journalisten, fast alle in irgend einer Führungsposition, haben diese später als verbrecherisch gebrandmarkte und moralisch verurteilte Partei praktisch anerkannt, gebilligt, geduldet, nur um den eigenen Weg des Kompromisses gehen zu können, um Karriere zu machen und im Rahmen des Systems gut zu leben!
Wagners fataler Satz ist ein spätes partielles Schuldeingeständnis und auch eine Selbstapologie. Aber er ist immerhin aufrichtig! Ähnliches hatte ich nach der verheerenden Wirkung von Niederungen auch aus dem Munde Herta Müllers erwartet, zumal sich ihre Angriffe gegen die übel bedrängten und geschwächten Landsleute richteten - und nicht gegen den Großen Bruder, um dessen Schutz sie sogar noch anhalten sollte! Doch da kam nichts, was auch nur den Hauch von Einsicht, Bedauern oder gar eine Entschuldigung für eigenes Fehlverhalten hätte erkennen lassen! Die Securitate frohlockte. Kommunikative Missverständnisse untereinander nutzte sie gnadenlos aus. Offenbar war es der Securitate damals gelungen, einen Keil in die Gruppe zu treiben und ihre Mitglieder zu spalten und voneinander zu isolieren. Nur: Wie kann eine Welt der Angst, des Terrors und der omnipotenten und allpräsenten Heuchelei letztendlich mit einer Art loyaler Kritik verändert werden?
Und wie kann man eigentlich politisch denken wollen und zugleich apolitisch schreiben? Ich konnte so etwas nicht! Weder damals noch heute! Heldentum und Märtyrertum waren nicht einzufordern; das wusste ich längst. Doch man hätte auch schweigen können - oder nichts veröffentlichen! So handelte ich damals - dafür galt ich nicht als Dichter!
William Totok, der erst im Jahr 1987 kurz vor dem Zusammenbruch des Kommunismus in Rumänien nach Westberlin ging, zu einem Zeitpunkt, als alle anderen schon gegangen waren, ist seinen weltanschaulichen Überzeugungen treu geblieben. Als leidenschaftlicher Linker von Anfang an und militanter Antifaschist bemüht er sich auch heute noch, der historischen Wahrheit zum Durchbruch zu verhelfen. Zwischen Deutschland und Rumänien hin und her pendelnd und im kontinuierlichen Dialog mit Zeitzeugen sowie politischen Akteuren der Gegenwart ist Totok bestrebt, dort Aufklärungsarbeit zu leisten, wo sie dringend notwendig ist - als Autor und Publizist hier im Westen und dort im neuen EU-Staat Rumänien, um so den Demokratisierungsprozess im Land seiner Geburt voranzutreiben; und dies im permanenten Kampf gegen neu aufkommende totalitäre und antisemitische Tendenzen gerade in Rumänien! Die nur über individuelle und kollektive Vergangenheitsaufarbeitung und Vergangenheitsbewältigung zu erarbeitende historische Wahrheit ist die Voraussetzung zur Implementierung demokratischer Strukturen schlechthin.
Weltanschauliche Überzeugungen müssen nicht immer eine unüberwindbare Hürde sein. Wenn Offenheit gegeben ist, ist Weltanschauung sekundär. Geleitet vom gemeinsamen Ziel einer historischen Wahrheit können selbst ideologisch divergierende Ansätze zu guten Ergebnissen führen. Das ahnte ich damals 1977 nur dunkel. Bestätigt fand ich es nach Jahrzehnten in der publizistischen Zusammenarbeit mit William Totok, Johann Böhm und Dieter Schlesak bei der Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte und Literatur, einer neuzeitlichen Publikation, die – mehrsprachig auch über das Internet verbreitet – schnell und unmittelbar über aktuelle Entwicklungen gerade in Rumänien informiert. Wir Dissidenten von einst, geprägt von der Solidarität der Zelle, dachten und fühlten ähnlich. Der Dichter erkennt den Dichter, der Geist den Geist - und der Andersdenkende erkennt den anderen Dissidenten eben weil sie alle - mit Tucholsky - die Freiheit und dahinter die Wahrheit sowie die Gerechtigkeit anders fühlen als die Apologeten des Kompromisses. Totoks Forum ist heute primär das mehrsprachige, auch als Online-Edition verfügbare Blatt Halbjahresschrift für südosteuropäische Geschichte, Literatur und Politik, kurz HJS, eine Zeitschrift, in welcher auch einige meiner Beiträge zur Geschichte der Oppositionsbewegung in Rumänien erschienen sind, nicht zuletzt - und avant la lettre - ein Vorabdruck aus der Symphonie der Freiheit.
William Totok ist der wohl am besten informierte Journalist im Westen, wenn es um die rumänische Aktualität geht. Die damaligen Ereignisse rund um die Verhaftung der befreundeten Autoren, die Untersuchungshaft und den Gefängnisaufenthalt hat Totok in seiner ausführlichen Zeitbeschreibung dokumentiert und als Buch veröffentlicht. Für sein detailgerechtes, gut recherchiertes und mit vielen Quellen bestücktes Erinnerungswerk, für seine konsequente Haltung über Jahrzehnte und für das engagierte Eintreten für Demokratie hätte er einen besonderen Preis verdient! Vielleicht einen jener Preise, die aus einem groben Missverständnis heraus anderen zugesprochen wurden! Anderen, weil aus Unkenntnis der Materie angenommen wurde, sie hätten opponiert! Dabei profitierten gerade diejenigen Akteure, die das Totalitäre billigten, indem sie es ohne zu widersprechen tolerierten, sich mit ihm arrangierten, ja es sogar öffentlich anerkannten und sanktionierten! Verkehrte Welt!? Eine um weitere Quellen angereicherte Neufassung der Zwänge der Erinnerung mit Interviews historisch involvierter Personen erschien in rumänischer Sprache unter dem Titel Constrîngerea memoriei im Jahr 2001. William Totok hat in einem mutigen Akt der Vergangenheitsbewältigung, der Rumänien bitter Not tut, einige seiner früheren Peiniger in Zwiegesprächen zur Rede gestellt, unter ihnen einen unmittelbaren Handlanger des Systems, einen Militärstaatsanwalt Burca, der - frech und ungeniert auch heute - seine damalige Arbeit nur aus Liebe zur Wahrheit versehen haben will! Ein Unding - doch typisch für das ganze System! Ebenso interviewte er einen hohen Securitate-Offizier, der Einblicke in die Funktionsweise und in die Hierarchie des Geheimdienstapparates gab sowie einen harmlosen Universitätsdozenten, dem es sehr peinlich war, seinerzeit gedrängt von der Securitate als Gutachter und Interpret der Lyrik Totoks mitgewirkt zu haben - und der heute, nach der Revolution, in die gleiche Situation versetzt, gerne viel mutiger reagieren würde. Letzterer starb nach bevor er Gelegenheit erhielt, Mut zu beweisen!
Alle wurden mit den damaligen Ereignissen rund um seine Verhaftung und Verurteilung konfrontiert. Allein schon die Art, wie die Akteure nach Jahren der Demokratisierung über ihre einstigen Taten sprechen, gibt zu erkennen, wie verlogen das gesamte System damals war; und wie feige der einzelne Bürger. Totok lässt die Fakten sprechen und verzichtet selbst auf Schuldzuweisungen. Dafür wird eine Materie so umfassend aufgeklärt, dass sie auch vom westlichen Leser gut nachvollzogen werden kann. Der zweite der Totok-Brüder aus Großkomlosch, Gunter, prallte anders mit der Securitate zusammen. Die Freiheit der Rede hatte es ihm angetan, das frei gesprochene Wort auf der Straße. Gelegentlich traf ich Gunter in der Bastei, ohne zunächst zu wissen, dass er ebenfalls von der Securitate politisch verfolgt, verurteilt und durch berüchtigte Gefängnisse gezerrt worden war. Auch vom ihm erfuhr ich damals keine Details über literarische Opposition und Widerstand oder über das weitere Schicksal seines Bruders William. Gunter, von dem ich nicht wusste, ob er sich überhaupt literarisch betätigte, hatte die spleenige Art eines Dandys, der mit halbmisanthropisch verächtlichem, halb elitärem Blick in die Welt schaut. Er war ein schöner Jüngling, eine imposante Gestalt mit langen, blonden Haaren und einem mächtigen ungarischen Schnurrbart, im hellblauen Markenjeansanzug und hohen Wildlederstiefeln und wirkte, wenn er lässig daher trottete, wie ein magyarischer Husar oder ein altgallischer Kämpfer, wie ein Vercingetorix im zwanzigsten Jahrhundert, der als anachronistische Erscheinung aus der Zeit der Völkerwanderung, provozierend in die Welt des Sozialismus hineinragte. Seine äußere Protesthaltung ging sicher noch weit über die meine hinaus. Wenn wir gelegentlich bei einer Tasse Kaffee beisammen saßen, kam er auch auf die Berührungen mit dem Sicherheitsdienst zu sprechen und die Verfolgungen, denen beide Brüder ausgesetzt waren. Er kannte das Terrarium, den Basilisken und das Krokodil - und war nicht gut darauf zu sprechen. Details über frühere Entwicklungen wurden jedoch kaum erörtert und blieben mir auch sonst verborgen, vielleicht, weil wir uns nur oberflächlich kannten. Trotzdem verband uns ein Band gegenseitiger Sympathie, das auf unsichtbaren parapsychologischen Schwingungen zu beruhen schien und auf einem Hauch gemeinsamen Protests. Erst später, als ich Williams Lebensbeschreibung las, erfuhr ich, dass auch Gunter massiv von der Securitate bedrängt worden war. Er war zwei Jahre vor mir verhaftet worden und - unter dem an sich unhaltbaren Vorwurf, er hätte faschistisches Gedankengut verbreitet - wegen ausgeübter antisozialistischer Propaganda zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Sein Leidensweg führte ihn in Ketten in das berüchtigte Gefängnis von Aiud. Er kam erst mit frei, als William, der Dichter und Dissident, auf internationalen Druck hin aus der Haft entlassen wurde. Mir fehlte seinerzeit der volle Durchblick der Entwicklungen um die Aktionsgruppe, die ich nur gerüchtweise aufnahm. Konkrete Antworten blieben damals aus … Aber sie interessieren auch heute noch, da sie die historische Wahrheit erhellen und damit dem Mythos entgegenwirken. Aufgrund der Unkenntnis der Fakten entzog sich mir die volle Dimension der literarischen Opposition vor Ort, dieses unmittelbar neben mir abrollenden Martyriums weniger Charaktere für freie Meinungsäußerung in Form von Poesie, bis auf die Andeutungen Gerhards, die ich damals nicht alle richtig werten konnte. Die anderen Literaten, fast alle Germanistik-Studenten an der Universität, wurden zwar auch immer wieder belästigt, doch blieben ihnen besondere Brutalitäten offensichtlich erspart. Ihre Kollision mit der Securitate, die sich etwa bei Herta Müller zunächst akzidentiell gestaltete, später aber, falls ihren fiktiv gestalteten Sujets auch etwas Wahrheit zukommt, nachhaltiger wurde, ergab sich aus dem Umstand - wie der Lyriker Dieter Schlesak es in den oben erwähnten Gesprächen mit Professor Stefan Sienerth vom IKGS einmal treffend formulierte - dass einige aus der Aktionsgruppe die realsozialistische Gesellschaft links überholen wollten, also aus weltanschaulichen Gründen! Und wohl durch den unvermeidlichen Zusammenprall einer idealen sozialistischen Vorstellung mit dem real erlebten Sozialismus in der Gesellschaft. Aus heutiger Rückschau wird deutlich, dass das Repressionsinstrument des Staates Securitate, die alle oppositionellen Regungen - die linksprogressiven wie die rechtkonservativen - gleichermaßen vehement bekämpfte, unser gemeinsamer Gegner war. Alle oppositionellen Kräfte hätten sich schon damals gegen diesen Leviathan verbünden müssen. Leider war das nicht möglich gewesen - und so blieb es beim singulären Protest einzelner Individuen, bis auf wenige Ausnahmen. Eine davon konstituierte sich in Temeschburg in unserem Dissidentenkreis OTB.
„drei Stellen aus der Feder des berühmten Bad Mergentheimer Consulting-Philosophen und Dissidenten mit großen Formularen Carl Gibson“ – „die Chance als Fußnote zu uns in die Geschichte des Banats und der deutschen Literatur einzugehen“!
Dabei verfiel Richard Wagner wieder der von Kommunisten praktizierten Droh- und Druckausübungsstrategie, die ich aus seiner Feder bereits im August 2008 nach meiner öffentlichen in Fragestellung der „moralischen Integrität Herta Müllers“ und somit auch ihrer Nobelpreiskandidatur kennengelernt hatte. Künstlich empört und entrüstet zugleich schrieb er, der Recke ohne Tadel, der Plattform-Betreiberin am 30. August 2009 einen geharnischten, an sich groben wie unverschämten „Offenen Brief“ über Email, in dem er mit meinen dort publizierten Äußerungen als kritischer Autor polemisch zu Gericht ging:
„Offener Brief, Sehr geehrte Frau Packi, soeben las ich in Ihrem Forum wieder einmal Unglaubliches. Ich zitiere nur drei Stellen aus der Feder des berühmten Bad Mergentheimer Consulting-Philosophen und Dissidenten mit großen Formularen Carl Gibson, postiert am heutigen Sonntag, den 30.8.09 um 17 Uhr 45.
„Die alten Parteigenossen a la Richard Wagner, die sich heute vielleicht schämen, der Rumänischen Kommunistischen Partei angehört zu haben, versuchen mit Vehemenz, ihr früher tiefrotes Fell heute braunschwarz einzufärben.“
„Richard Wagner müsste wissen, dass er persönlich der Auftraggeber der Securitate war – als RKP – Mitglied, genauso wie der Aktionär einer großen kapitalistischen Publikumsgesellschaft de facto der Chef des Vorstandsvorsitzenden und des Aufsichtsrates ist.“
„Ich habe mich immer gewundert, wie professionell die langjährige Parteizugehörigkeit gerade von Möchtegern-Moralisten wie Richard Wagner verschwiegen wurde.“
Zu Zitat eins: Ich habe erst unlängst wieder einmal erklärt, dass ich mit meinem Parteibuch den Literaturkreis Universitas der Aktionsgruppe betreiben und später das Programm des AMG-Kreises mit bestimmen konnte. Ich frage Sie: Hätte es beides nicht geben sollen? Und wenn es beides nicht gegeben hätte, wie sehe es heute aus mit der Banater Literatur? Wer würde in der deutschen Öffentlichkeit vom Banat sprechen? Wir, die Literaten, haben das Banat bekannter gemacht als ihre gesamte Trachtendiashow der letzten vierzig Jahre.
Im Ernst: Können Sie mir sagen, was mit „braunschwarz“ gemeint ist? Ist es nicht eine Beleidigung der CDU und der von mir geschätzten Angela Merkel?
Zu zwei: Mal abgesehen von der Ungeheuerlichkeit der Behauptung „Auftraggeber der Securitate“, will ich Sie und ihren nicht ganz stilsicheren „freien Mitarbeiter“ (die Bezeichnung steht auf Ihrer Webseite) darauf hinweisen, dass der Vergleich insofern nicht zutrifft, weil, wenn wir bei den Prämissen bleiben wollen, ich, als einfaches Parteimitglied, im besten Fall einem Kleinaktionär gleichkäme, und damit wohl kaum der Chef des Vorstandsvorsitzenden noch des Aufsichtsrates wäre, in meinem Fall nämlich der des Generals Iulian Vlad. Sorry, aber so viel Basisdemokratie gab es selbst im Kommunismus nicht. Ich erinnere mich jedenfalls nicht daran, jemals dem General Vlad eine Anweisung gegeben zu haben. Aber zurück zum Problem: Ich stelle fest, dass einer Ihrer freien Mitarbeiter mich auf Ihrer Website als „Auftraggeber der Securitate“ bezeichnet.
Abbildung Nr. 11: Wichtiges Dokument: Der Fall des damals 18-jährigen „Carl Gibson“ landet aus dem Schreibtisch des ersten Parteichef der RKP im Kreis Temesch. Es ist ein Schriftstück der Securitate mit dem Bleistift-Vermerk oben in der rechten Ecke: „17.04. 1977 – Tov. Primsecretar Telescu a aprobat cele solicitate.“ (Genosse Erster Parteisekretär hat das Angeforderte genehmigt.“). Daraus ist für jedermann deutlich zu erkennen, dass die Rumänische Kommunistische Partei den Vorschlag und das weitere Vorgehen der „Securitate“ genehmigen musste, bevor der für die innere Sicherheit zuständige Geheimdienst weiter machen durfte. Der Fall „Carl Gibson“ war somit von Anfang an und noch vor SLOMR - sehr hoch angesiedelt – und die von mir immer wieder verkündete These und Überzeugung, die Securitate sei, wie die Stasi in der DDR auch der Vollstrecker der Befehle aus der Parteizentrale, ist hier belegt. Richard Wagner und andere aktive Mitglieder der Kommunisten-Partei haben die verbrecherischen Aktivitäten ihres Vereins zumindest moralisch mit zu verantworten.
Zu drei: Meine Parteizugehörigkeit ist niemals geheim gewesen. Im Unterschied zur Mitgliedschaft in der Securitate war die Mitgliedschaft in der RKP stets eine öffentliche Angelegenheit. Meine eigene ist in allen meinen ausführlicheren Biographien vermerkt (Beispiel KLG) und mehrfach von mir selbst thematisiert worden. (Angefangen mit meiner Erzählung „Ausreiseantrag“ von 1988). Nur am Rande: Wieso war die Parteizugehörigkeit des Bundeskulturreferenten der LM Walther Konschitzky niemals ein Problem oder jene des zeitweiligen Redakteurs der Banater Post, dem Mitteilungsblatt der Landsmannschaft, Horst Fassel? Ich stelle also fest: Auf Ihrer Webseite wird eine mit Absicht formulierte Unterstellung und Lüge verbreitet. Ich erwarte von Ihnen eine Erklärung, zumindest in den angesprochenen Fragen, ob öffentlich oder privat, bleibt Ihnen überlassen. Darüber hinaus weise ich Sie noch einmal darauf hin, dass es sich um Lügen und Unterstellungen handelt, die der Diffamierung meiner Person und einer Autorengruppe und der Herabwürdigung ihrer literarischen Leistung dienen. Ein letztes dazu: Wir können durchaus ohne Sie und Ihre LM als Autoren auskommen, interessant ist, dass auch Sie als LM ohne die Banater Literatur weitgehend auskommen können. Und interessant ist für Sie vielleicht auch, dass wir mehr Leser haben als Sie Mitglieder. Verbreiten Sie also weiter die Verleumdungen. Das gibt Ihnen zumindest die Chance als Fußnote zu uns in die Geschichte des Banats und der deutschen Literatur einzugehen, und das nicht ohne ihre freien Mitarbeiter. Mit freundlichen Grüßen, Richard Wagner“ So kann man die Dinge auch sehen – zumindest aus der Sicht eines Altkommunisten, der seine Schandtaten, seine fünfzehn Jahre andauernde Jugend-Sünde und somit sein moralisches Versagen a posteriori rechtfertigen und sich selbst ins rechte Licht rücken will. Die Druckausübung, garniert mit weiterem Druck aus dem „Freundes- und Dunstkreis Herta Müllers, deren die ZEIT, Ijoma Mangold und sich selbst kompromittierende Email an gleicher Stelle veröffentlicht worden war, führte zu dem gewünschten Resultat: Während hinter den Kulissen weiter gegen meine Person intrigiert und gehetzt wurde, erhöhte man den Druck so lange auf die Herausgeberin, bis diese - der Anspannung nicht mehr gewachsen - die Nerven verlor und die gesamte Blog-Debatte löschte.
Abbildung Nr. 12, Graphik: Am Pranger
Zahlreiche Beiträge aufrechter Banater Schwaben, die sich gegen die - meines Erachtens - volksverhetzende Aussage noch nicht endgültig geklärter Herkunft „Die Verleumdung gehört zum Brauchtum der Banater Schwaben“ wehrten, gingen so für immer verloren, Beiträge, die die Nobelpreisnominierung durchaus hätten gefährden, ja verhindern können.
Die sonderbare Logik des Ganzen: Richard Wagner, ein Autor, der unter totalitären Verhältnissen und Zensur gelebt hat, macht die Herausgeberin eines Blogs für die Meinung der Autoren verantwortlich und fordert Zensur, namentlich die Beschneidung und das Abwürgen einer freien Meinungsäußerung des freien Autors Carl Gibson in Wort und Schrift. Dabei vergisst dieser Haus- und Hofdichter aus dem Provinz-Nest der KP Ceaușescus, dass eine Zensur im - lange von ihm verachteten - Rechtsstaat BRD nicht stattfindet, dafür die freie Meinungsäußerung aber ein Grundrecht des souveränen Staatsbürgers darstellt.
Abbildung Nr. 13 und Nr. 14: Herta Müller und Richard Wagner lügen und täuschen von Anfang an. Die angeblich verfolgte Schriftstellerin Herta Müller , sogar mit „Publikationsverbot“ publizierte noch 1984 vor ihrer Deutschland-und Paris-Reise munter neben dem roten „Führer“ aller Rumänen in deutschsprachigen „Neuen Weg Kalender“ – Ceaușescu ließ die Minderheiten gewähren – und Herta Müller (mit ihrem gescheiterten Kommunisten-Ehemann) ganz legal ausreisen, ohne sie vorher in Fluss ersäufen zu lassen. Kein deutscher Journalist von der ZEIT, vom SPIEGEL oder von der FAZ ist dieser zum Himmel stinkenden Heuchelei je nachgegangen. Rechts: Dadaistische Prosa aus dem Kindergarten – richtungweisend für die entrückte Literatur, die noch folgen sollte.
Als Richard Wagner zusammen mit Herta Müller etwas verschämt - in der lange verachteten - Bundesrepublik Zuflucht suchten und auch fanden, wurden sie von den kritischen Journalisten des SPIEGEL gefragt, ob sie denn noch Dichter zurückgelassen hätten in der Diktatur des Genossen Ceaușescu, die Altkommunist Richard Wagner so lange propagandistisch aktiv gestützt und lyrisch sogar besungen hatte. Nur die Schollendichter seien geblieben, meinte der Saulus, der ein Leben lang nichts anderes als ein roter Schollendichter war, einer, der in Ceaușescus Reich kein Dissident sein wollte, aber dafür ein loyaler Partei-Soldat – Wagner vergaß dabei seine eigene Aufbau-Lyrik, obwohl dieser Richard Wagner bald im Aufbau-Verlag der ehemaligen DDR als Autor anklopfen sollte und dann auch aufbauend dabei blieb, bis diesen Verlag das Los Ceaușescus ereilte. Diese unverbesserlichen Kommunisten haben immer noch nichts begriffen! Hätte ich Alt-Bundeskanzler und DIE ZEIT-Mitherausgeber Helmut Schmidt auch zur Verantwortung ziehen sollen, als Richard Wagner auf der Seite der ZEIT-Online gegen mich polemisierte? Oder später den Herausgeber der „Achse des Guten“ Henryk M. Broder, als sein Autor Richard Wagner seine Glosse „Die Gibsons oder die Banater Schwaben“ veröffentlichte? Link: http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/die_gibsons_oder_die_banater_schwaben_ihre_selbsternannten_sprecher_und_uns/
DIE ZEIT und die „Achse des Guten“ trugen Wagners Entstellungen, Verzerrungen und die Verunglimpfung meiner Person mit, ohne mir – die vom deutschen Presserecht vorgesehene und von mir eingeforderte – Möglichkeit einer Gegendarstellung einzuräumen. Herta Müllers Lügen-Artikel in der ZEIT ist mit den Worten – noch nicht endgültig geklärter Herkunft – überschrieben: „Zwanzig Jahre nach der Hinrichtung Ceaușescus ist sein Geheimdienst weiter aktiv - nur unter neuem Namen.“ Dazu stelle ich – nach den gemachten Erfahrungen mit Drohungen und Druckausübung seitens des Alt-Kommunisten – heute fest: Zwanzig Jahre nach der Hinrichtung Ceaușescus sind seine Kommunisten weiter aktiv – nur unter neuem Namen!
Abbildung Nr. 15: Graphik: Mythen und Legenden aus der Puppenstube - Nach dem Krieg waren alle Helden! Wenn Leidensgeschichten gebraucht werden, wird man sie schnell erfinden, nach Bedarf, selbst nach Jahrzehnten. Auch der „Widerstand“ wird neu erfunden, alles Rote wird umgefärbt, jede Schuld verdrängt.
Ja, in der Tat – nach einem Damaskus-Erlebnis der besonderen Art ohne vorherigen Gang nach Canossa, ohne Einkehr, ohne Reue, ist die fünfte Kolonne des Kommunismus weiter aktiv – unter neuem Namen, im neuen Fell, neu bunt gehäutet und oft wie Alberich unter einer „Tarnkappe“ versteckt, wie Söldner des Mittelalters unter neuer Flagge, um als Maulwürfe die Werte der Demokratie auf den Kopf zu stellen, sie zu unterwandern und zu zersetzen. Der Deutsche Michel merkt nichts davon und ehrt die Zersetzer und Vernichter der abendländischen Werte, diese Pseudo-Guten und Gerechten, diese einmalig Unbeugsamen auch noch mit dem Bundesverdienstkreuz! Man beachte folgenden an meine Adresse gerichteten Satz des Altkommunisten Richard Wagner: „Ist es nicht eine Beleidigung der CDU und der von mir geschätzten Angela Merkel?“ Ein Wendehals bewundert wohl den anderen, ein Chamäleon das andere?
Die neueste Debatte über Kanzlerin Angela Merkels frühe DDR-Vergangenheit, ausgelöst durch eine noch taufrische, kritische Buchveröffentlichung, wird die Frage aufwerfen, ob die biedere Pfarrerstochter aus der Agitations- und Propaganda-Abteilung der SED und der VDJ das DDR System aktiv gestützt hat – wie das etwa bei Richard Wagner aus der RKP der Fall ist. Wagner verkündete seinen „Standpunkt“ als Stütze der kommunistischen Ideologie und des sozialistischen Weges der Rumänischen Kommunistischen Partei des Führers Nicolae Ceaușescu mit dem oben zitierten Satz: „hier ist alles in ordnung“! Hat Kanzlerin Angela Merkel ähnliche Sätze in die Welt hinaus posaunt, um das verbrecherische SED-Regime der ostdeutschen Diktatur zu stützen? Mir ist nichts in dieser Art bekannt! Mitläufer sind eben Mitläufer – aber „aktive Propagandisten der Kommunistischen Partei“ sind eben aktive Propagandisten der Kommunistischen Partei. Wenn die aktive Rolle – wie oben erfolgt – schon mit einem Zitat nachgewiesen werden kann, dann haben diese Akteure vollkommen „moralisch“ und somit auch „politisch“ versagt! In der kommunistischen Diktatur schuldig gewordene, kompromittierte Personen dürfen - nach meinem Demokratieverständnis – bei aller geschickten farbtäuscherischen Wendehals-Akrobatik und trotz späterer Meriten - keine öffentliche Funktion in einem parlamentarischen Rechtsstaat ausüben.
Wie Kommunisten die Freie Welt unterwandern - Wendehälse und Opportunisten – die neue alte Gefahr für Demokratie und Werte!? – Exkurs
Kann ein totalitäres Gehirn jemals demokratisch ticken? Oder bleibt ein überzeugter Nazi auf ewig ein Nazi und ein Kommunist für immer ein Kommunist? Wer einmal Hitler oder Stalin verehrte, wird sich wohl kaum zum lupenreinen Demokraten wandeln, auch wenn er öffentlich nach Canossa pilgert und Asche auf sein sündiges Haupt streut. Mit den Nazis hat das demokratische Deutschland seine Erfahrung - bis heute. Doch was ist mit den Kommunisten, die vor und nach der Wende fast unauffällig in der deutschen Gesellschaft aufgingen? Sind ihre zahlreichen Damaskus-Erlebnisse echt? Kann man jedem roten Saulus, der – quasi über Nacht – zum schwarzen Paulus mutierte, wirklich trauen, ja vertrauen? Oder bleiben Wendehälse für immer und ewig das, was sie eigentlich sind: Schnöde Opportunisten, die das Fähnlein nach dem Wind drehen, wenn dies nur den eigenen Interessen und dem eigenen Wohlergehen dient, ganz egal ob Werte und Moral auf dem Altar der Rücksichtslosigkeit geopfert werden. Was kümmert mich die Wahrheit, wenn die Lüge mir zum Endzweck verhilft! Der Zweck heiligt die Mittel! War das nicht immer schon so -schon lange vor Machiavelli bei den alten Sophisten und später bei den Kommunisten? Einmal Kommunist – immer Kommunist!? Einmal Lügner und Täuscher – immer Lügner und Täuscher! Mit Kommunisten aller Couleur habe auch ich so meine Erfahrungen – in der Praxis noch mehr als in der Theorie, seit 35 Jahren. Auf der eigenen Haut durfte ich ihre Methoden erleben, als Verfolgter und Opfer, ebenso ihren Ungeist in der „geistigen Auseinandersetzung“. Wer den Geist der Lüge verinnerlicht hat, wer gezielt lügt und täuscht, der wird auch im geistigen Disput unethisch und rücksichtslos vorgehen, er wird Lug und Trug als Mittel der Täuschung und Blendung einsetzen, um zu verwirren, um Zwietracht zu stiften, um letztendlich – und unabhängig von Fakten und objektiven Wahrheiten - die eigenen Zwecke zu erlangen. Strategien der Unterwanderung: Wie gehen die früheren Marx-, Lenin- und Stalin-Verehrer vor, wenn es darum geht, die freie, westliche Gesellschaft subversiv zu unterwandern, wenn es darum geht, angesichts neuer politischer Konstellationen das eigene physische Überleben zu retten und dabei auch noch Karriere zu machen? Einiges habe ich beobachtet, zunächst nur nebenbei, dann wesentlich kritischer in der eigentlichen Auseinandersetzung mit diesen neuen „Freunden der Demokratie“. Gestern noch sangen sie alle im Chor: „Die Partei, die Partei, die hat immer recht,…Denn wer kämpft für das Recht hat immer recht! Zur Erinnerung: „Sie hat uns alles gegeben. Sonne und Wind und sie geizte nie. Wo sie war, war das Leben. Was wir sind, sind wir durch sie. Sie hat uns niemals verlassen. Fror auch die Welt, uns war warm. Uns schützt die Mutter der Massen. Uns trägt ihr mächtiger Arm. Die Partei, die Partei, die hat immer Recht! Und, Genossen, es bleibe dabei; Denn wer kämpft für das Recht, Der hat immer recht. Gegen Lüge und Ausbeuterei. Wer das Leben beleidigt, Ist dumm oder schlecht. Wer die Menschheit verteidigt, Hat immer Recht. So, aus Leninschem Geist, Wächst, von Stalin geschweißt, Die Partei - die Partei - die Partei. " Über Nacht waren diese aufrechten Parteisoldaten plötzlich selbst die Guten und Gerechten, die den Zeitzeugen aus dem kommunistischen Gefängnissen den Spiegel vorhielten, ohne zu vergessen die echten Opfer und Widerständler zu stigmatisieren, zu verunglimpfen, zu beschimpfen und zu diskreditieren. Nun wie kam es, dass aus Verächtern der Bundesrepublik Deutschland, Amerikas und des Freien Westens Wappenträger der Demokratie wurden? Wie kam es, das aus „roten Socken“, die einst auf Deutschland spuckten, konservative Kreuzfahrer wurden, die sogar mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden? Die Lüge macht es möglich! Die Welt kann in der Tat auf den Kopf gestellt werden, wenn man es nur richtig macht, mit „know how“, mit der richtigen Strategie, mit den richtigen Methoden geht das –auch jenseits von Ethik und Moral. Nun, was habe ich beobachtet? Zuerst kam einer, dann ein weiterer - Geläuterte? Sie bildeten einen Brückenkopf und sorgten dafür, dass über die Zurückgebliebenen, die (noch!) nicht kommen wollten, „literarisch“ diskutiert wurde – und bald auch politisch. Ein Thema reifte heran, aus dem bald ein Mythos entstehen sollte. Wer waren diese Zurückgebliebenen? Überwiegend Mitglieder der Kommunistischen Partei, Studenten, Gelegenheitspoeten, Marxisten, Stalinverehrer, die das kapitalistische System der Bundesrepublik ideologisch ablehnten, ein halbes Leben lang, so lange bis das Leben in den roten Diktaturen des Ostblocks unerquicklicher wurde. Als Systemprivilegierte, parteiloyale und von der Kommunistenpartei geförderte Schriftsteller reisten sie schließlich in den Westen, zunächst nur, um sich ein Bild zu machen, um den Abflug zu planen, um den aufkommenden Widerstands-Mythos zu beflügeln, um das neue Nest vorzubereiten – bis zum finalen Abgang von der sinkenden Titanic des Kommunismus. Kurz vor dem Zusammenbruch des Ostblocks und der kommunistischen Welt waren sie auf einmal alle da, in der Welt der Freiheit, nein, nicht unter Lebensgefahr über die Grüne Grenze am Eisernen Vorhang, sondern ganz legal mit Ausreisepässen und im neuen Gewand: als Helden, als Widerstandkämpfer gegen Kommunismus und Pseudo-Sozialismus. Die linke Presse Deutschlands nahm sie freudig auf und kultivierte den Widerstandsmythos unkritisch weiter, ohne zu recherchieren, wer in Wirklichkeit opponiert hatte. Die konservative Presse schloss sich bald der Tendenz an, ebenso politisch naiv und unkritisch – bis heute. Man glaubte den Heimgekommenen ihre Version der Geschichte – und man glaubt ihnen immer noch, auch wenn aus den vielen kleinen Lügen inzwischen eine zum Himmel schreiende große Lüge geworden ist, die in Stockholm auch noch geadelt werden sollte. Das Rezept der Akteure: Sie verleugneten ihre ideologische Vergangenheit, sie verschwiegen Belastendes aus ihrer Vergangenheit. Beim Kultivieren der Lüge hatten sie Helfer, Helfershelfer und Seilschaften, in der Regel ehemalige Genossen im In- und Ausland, in Institutionen und akademischen Eichrichtungen, Personen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen das Lügenwerk mittrugen und heute noch mittragen, fernab vom Gewissen eines Christenmenschen oder eines freien Aufklärers, der nur der Wahrheit verpflichtet ist und der persönlichen Würde und Achtung des wesenhaften Selbst. Diese willigen Ja- und Amen-Sager haben Lügen schamlos gestützt und Wahrheiten anderer verhindert, ja torpediert, auch deshalb, weil die ehemaligen Weggefährten der ausgewiesenen Roten selbst „Dreck am Stecken“ haben und sich nicht exponieren können oder wollen. Die Vergangenheit wird sie trotzdem alle einholen! Statt den Dingen auf den Grund zu gehen, stoppte man die Aufklärer und Kritiker, vor allem dann, als Teile der deutschen Politik auf die neuen deutschen Helden aus der Fremde gesetzt hatten, als diese Heroen Teil eines politischen Programms wurden. So stellt man die Welt auf den Kopf! So führt man die Werte der Demokratie ad absurdum! Inzwischen ist die Lüge durchschaut, obwohl man das öffentlich nicht eingestehen will! Während die Linken in Deutschland den Braten rochen und auf Distanz gingen, verharren die Konservativen bis heute in ihrem Irrtum. Ja, sie hatten auf die falschen Pferde gesetzt, sie hatten mit diesen das Rennen forciert und nun fällt es schwer einzugestehen, dass man Fehler gemacht hat und dass man die Leiter an der falschen Wand ansetzte wie einst die Helfershelfer der Kommunisten in der Diktatur– doch politische Konsequenzen blieben aus. Die Moral von der Geschichte: Die Blender und Täuscher haben ihr Ziel vorerst erreicht. Und arglose, gutgläubige deutsche Politiker sind auf das Blendwerk hereingefallen. Dann aber wurden sie mitschuldig, indem sie das Lügenwerk mittrugen, obwohl es längst entlarvt war – bis heute. Die politische Tragweite wird immer noch verkannt. Wer wider besseres Wissen der Lüge Raum einräumt, der führt die traditionellen Werte der europäischen Demokratie ab absurdum. Als Philosoph und Schriftsteller habe ich bisher dagegen gehalten – in Wort und Schrift, aber auch als souveräner Bundesbürger, der sich einmischen muss, wenn die Wahrheit verdreht wird, wenn die Werte der Demokratie machiavellistisch rücksichtslos umgewertet werden. Als ehemaliger Widerständler in einer der repressivsten Diktaturen der kommunistischen Welt schulde ich das den ungezählten aufrechten Opfern des Kommunismus, die für ihre Überzeugungen ins Gefängnis gingen und dort ihr Leben ließen.
Vom alten und neuen Gesindel - Der „böse“ „Diktator“ Ceaușescu war gar nicht böse – und auch kein „Diktator“! Böse und vor allem charakterlos waren in der Regel diejenigen, die ihn eigennützig beschimpften, jene Nestbeschmutzer wie Herta Müller und ihr Sancho Panza aus der KP, die mit dem teils infantilen, teils senilen, aber keinesfalls boshaften „Despoten“ über Jahre rote Gesinnung und schmutziges Nest teilten. Ceaușescu ist dahin – die Nestbeschmutzer sind geblieben. Was sagt Nietzsche: Wo das Gesindel mit trinkt, da sind alle Brunnen vergiftet!
Vgl. dazu: Stefan Sienerth, ."Daß ich in diesen Raum hineingeboren wurde..." Gespräche mit deutschen Schriftstellern aus Südosteuropa, 1997.
Was ich von Wagners ästhetisch-stilistisch unbefriedigender „Lyrik“ halte, ist in einem Beitrag auf den Punkt gebracht, in: Carl Gibson, Die Zeit der Chamäleons. Kritisches zum Leben und Werk Herta Müllers aus ethischer Sicht. Bad Mergentheim 2014. Richard Wagners „Gedichte“-Bändchen „Schwarze Kreide“ ist etwas, was der KP-Agitator aus Perjamosch der Welt am besten erspart hätte. Mit Dichtung haben die beliebig aufs Papier geflossenen Ergüsse kaum etwas zu tun, noch weniger mit Lyrik. Die literarische Qualität dieser Derivate kommt an das heran, was die von Kommunisten geehrte Ehefrau Herta Müller später in ihren „Collagen“ fabrizierte – das heißt: der literarische Wert beider Kreationen strebt gegen Null. Reine Papierverschwendung! Schade um die Bäume, die dafür ihr Leben lassen mussten. Mit einem dieser „Gedichte“ hat der Poet, der kein Dissident sein wollte, sogar zwanzig Mark verdient. Ein Zehntel davon hätte auch gereicht. Das Beste an der ganzen Sammlung, die man in wenigen Stunden ohne besonderen Erkenntnisgewinn „verinnerlichen“ kann, sind noch die ersten Zeilen aus der Selbstreflexion „Curriculum“, wo der Genosse aus der totalitären Partei des Diktators Ceaușescu versucht, sich – wie Herta Müller – a posteriori in eine Opfer-Rolle zu versetzen, indem er bekennt: „Nicht erschlagen, fertiggemacht. Belogen, bis ich selber log.“ Doch auch das ist verlogen! Ganz so einfach ist das jedoch nicht – mit der Schuldzuweisung an das kommunistische System … Jahre nach dessen Untergang dank des mutigen Widerstands anderer Kräfte. Der rote Richard Wagner, der heute dem Atheismus abgeschworen hat, der die deutsche Seele entdecken will und politisch den strammen Konservativen mimt wie ein Chamäleon, das gerade die Farbe gewechselt hat, vergisst, dass er seinerzeit 1972 als Zwanzigjähriger und angehender Student ganz freiwillig in die Arme der – nicht für jeden offenen - Rumänischen Kommunistischen Partei flüchtete, sich im Schoß der verbrecherischen Partei eines Despoten bequem einnistete und mehr als ein Jahrzehnt lang heuchlerisch- opportunistisch dort wohlig warm behütet verweilte, mit der nach außen propagierten Parole: „hier ist alles in ordnung“. Die nachträgliche Geschichtsklitterung in eigener Sache, wie sie der privilegierte Westreisende „Dichter“ Richard Wagner nach seiner Ankunft im Westen unmittelbar aus dem Schoß der RKP betrieb, überzeugt tatsächliche Opfer des Kommunismus nicht. Auch reicht das öffentliche Beschimpfen und Diffamieren des Dissidenten Carl Gibson noch längst nicht aus, um ein „Dichter“ zu sein, nicht einmal einer aus der unbedeutenden Schar der „poetae minores“ der Gegenwart. Eine lyrische Ader hat Richard Wagner keinesfalls. Ein paar beliebig aneinander gereihte Wörter oder auseinander gezogene farblose Sätze ergeben noch keine Poesie. Das lyrische Wollen wird vom lyrischen Unvermögen abgewürgt. „Schwarze Kreide“? Das Buch ist wie die Metapher – nicht jede Mülltonne wäre bereit, diese „Gedichte“ freiwillig aufzunehmen.
In meinen „Offenen Brief an die Herausgeber der FAZ“ protestierte ich vor allem gegen die unkritische und journalistisch unsaubere Praxis, Fakten und Thesen als authentisch auszugeben und zu verbreiten, ohne diese auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft zu haben. Näheres in: Carl Gibson, Die Zeit der Chamäleons. Kritisches zum Leben und Werk Herta Müllers aus ethischer Sicht. Bad Mergentheim 2014, S. 332. Text unten als Exkurs: „Wie hält es die FAZ mit der Wahrheit? Offener Brief an die Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Wie konnte es zu diesem eklatanten Versagen der etablierten deutschen Presse kommen, bei der FAZ, beim Magazin DIE ZEIT, beim SPIEGEL? Nun, man vertraute den Neuankömmlingen aus Rumänien, der von Kommunisten geehrten Herta Müller ebenso wie dem altgedienten Kommunisten Richard Wagner, statt selbst Nachforschungen anzustellen, statt kritisch zu recherchieren. Aus dieser journalistischen Indolenz heraus wurde eine Mythen-Bildung möglich, eine Instrumentalisierung der deutschen Politik - und über diese schließlich eine Nobelpreis-Nominierung und ein Nobelpreis! Erschlichenes Vertrauen, Lüge und Täuschung machten es möglich!
Vgl. dazu das Kapitel: „Darf gegen Teile des Deutschen Volkes gehetzt werden, verehrter Herr Bundespräsident? Vom Hass als Antrieb literarischen Schaffens zur offenen Hetze! , in: Carl Gibson, „Ohne Haftbefehl gehe ich nicht mit“ - Herta Müllers erlogenes Securitate-Folter-Martyrium“, Bad Mergentheim 2014), S.72ff bzw. meine Offenen Brief an die Herausgeber des Magazins DIE ZEIT: „DIE“ saubere „ZEIT“ und der „schmutzige Journalismus“ in Deutschland!? - Offener Brief an die Herausgeber des Magazins „DIE ZEIT“, publiziert in: Carl Gibson, Die Zeit der Chamäleons. Kritisches zum Leben und Werk Herta Müllers aus ethischer Sicht. Bad Mergentheim 2014, S. 290ff. bzw. den Text als Exkurs (Nr.17) hier im Anhang.
Hätte ich seinen Herausgeber, den streitbaren Journalisten Hendrik. M. Broder von der Plattform „Die Achse des Guten“, auch auf das festnageln sollen, was Richard Wagner dort in der Polemik „Die Gibsons oder die Banater Schwaben“ mich verunglimpfend schreibt?
guenter.kolodziej@kultur.berlin.de
Senatskanzlei - Kulturelle Angelegenheiten
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Günter Kolodziej
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Tel.:
(030) 90228 203/206
Autor Richard Wagner erhält Bundesverdienstorden
Pressemitteilung vom 31.10.2014
Thema: Kultur
Kulturstaatssekretär Tim Renner hat heute im Auftrag von
Bundespräsident Joachim Gauck dem Autor Richard Wagner das
Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik
Deutschland überreicht.
Renner: „Mit dem Verdienstorden zeichnet Bundesrepublik Deutschland
Richard Wagners bedeutendes literarisches Lebenswerk ebenso aus wie
sein mutiges Engagement in der rumänischen Opposition.“
Richard Wagner ist ein bekannter rumäniendeutscher Autor. Als
Oppositioneller wurde er in Rumänien von der Securitate beobachtet
und bedroht, war zeitweise inhaftiert und hatte Publikationsverbot.
Zusammen mit seiner damaligen Ehefrau, der Nobelpreisträgerin Herta
Müller, durfte er 1987 ausreisen und lebt seitdem in Berlin.
Nach der politischen Wende deckte er die Securitate-Verwicklungen
einiger rumäniendeutscher Autoren auf. Renner hob hervor, dass
Wagners Position in dieser Frage zwar entschieden sei, er aber die
Bedrohung und Erpressung der Betroffenen durch die Securitate
durchaus in Betracht zieht. Er war daher immer zum Dialog bereit.
Auszug aus: Carl Gibson,