Dienstag, 10. Dezember 2013

Ganz unten: Flüchtlingselend und Armut im „reichen Westen“ - Fallen gelassen und ausgegrenzt

Ganz unten: Flüchtlingselend und Armut im „reichen Westen“ -


Fallen gelassen und ausgegrenzt
Von „kleinen Teufeln“ und „Gefallenen Engeln“ -
von Mauern und Brücken,
von der Würde und der „zynischen Freiheit“ ...
und
vom „Locus amoenus“ zum „Locus terribilis“

Wie viel Würde brauchen wir eigentlich, um als Mensch zu bestehen?

Zwei Drittel der Erdbewohner leben unfreiwillig in Diktaturen, ohne Chance über "Würde" und "Gerechtigkeit" nachdenken zu können, geschweige diesen Grundwert einzufordern.
Sie akzeptieren ihr Los und leben fatalistisch  in den Tag hinein wie kastendeterminierte Inder, weil sie nicht oder nicht mehr an die Veränderung des Status quo glauben –
oder sie riskieren Leib und Leben, indem sie sich auf einen Exodus begeben, auf die gefährliche Flucht über das todbringende Meer
in der Hoffnung am Ufer des wohlhabenden Europa und in den Vereinigten Staaten doch noch das Mekka zu finden, von dem alle träumen.
Italien aber will die Tunesier, Libyer, Ägypter, Jemeniten und andere Afrikaner
Nicht aufnehmen – die Humanität endet dort,
wo das Eigeninteresse beginnt.
Das Schengener Abkommen soll – nach italienischer Vorstellung – ausgesetzt werden;
Die Flüchtlinge aus Afrika sollen weiter reisen,
noch Norden,
dorthin, wo sie auch keine haben will.
Wer den Exodus ermutigt und Diktatoren im Namen der Freiheit verjagen will, der muss auch ein Ohr haben für das Elend in der Welt,
für Flüchtlinge
und die „helfenden Hände“ der den Nächsten liebenden Christenmenschen,
nicht nur zur Ostern- Zeit und zu Weihnachten!

Was darf ein Mensch in einen zivilisierten Kultur-Staat erwarten?

Ein menschenwürdiges Dasein in einer Gesellschaft mit sozialer Verantwortung und sozialem Netz?

"Wenn in Deutschland und Europa die Lichter ausgehen, dann gehe ich eben nach Amerika",
das sagte ich mir immer wieder in den Folgejahren der Wiedervereinigung,
als ich merkte, dass die "blühenden Landschaften" ausblieben
und die Umverteilung des DDR-Volksvermögens über die so genannte "Treuhand" eher das Unrecht mehrte, statt ausgleichende Gerechtigkeit zu schaffen.
Amerika mit seinen vielen Freiheiten war mein "Hintertürchen", das ich mir insgeheim immer offen hielt, als Ideal,
als regulative Idee - und als psychologische Krücke wie das noch fernere Himmelreich,
wo ein guter Vater wohnt,
umgeben von der Engel Ordnungen und himmlischen Heerscharen,
die alles wieder gut machen, was die Erdenwelt an Kummer und Leid bereitet hat.

Weshalb ging ich trotzdem nicht nach Amerika, in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, obwohl dieser Schritt fast schon vollzogen war um 1991?
Weil Amerika auch eine andere Seite hat,
eine unschöne Gesichtshälfte,
einer zynischen Fratze gleich,
entstellt vom Raubtierkapitalismus und von der Verlogenheit eines Finanzsystems,
dessen Kollaps für das weltwirtschaftliche Unheil der Jetztzeit verantwortlich ist.


Foto: Monika Nickel


Blick auf das Banken-Viertel in "Mainhattan" - Frankfurt am Main, die "amerikanischste"
der deutschen Großstädte.



Foto: Monika Nickel

Viele Flüchtlinge zieht es gerade nach Frankfurt, in eine Stadt mit hohem Ausländer-Anteil.


Wer lange an die USA glaubte,
an universelle Menschenrechte,
an Dollar-Stabilität,
an Prosperität für alle,
an das Funktionieren einer Wirtschaft in der "offenen Gesellschaft" der Freiheit,
der musste schließlich enttäuscht werden als offenbar wurde,
dass im Grunde doch  die Lüge regiert
im Bund mit Bestechlichkeit und dramatischem Werteverfall. 

Ein Kapitel für sich – nicht nur aus der Sicht der Moralisten.

Das andere Amerika - das Amerika der Stigmatisierten, der Schwachen, der Ausgegrenzten, auch diese Seite gibt es,
ein Kontrast, um den Goldenen Westen mit anderen Augen zu sehen, vielleicht gar empathisch aus der Perspektive eines Betroffenen?
Vor einiger Zeit fand ich wieder die Muße, um fern zu sehen ...
bis hin nach Kalifornien ...
auf den Sunset Boulevard in Hollywood, an einen Ort, den ich einst als Tourist erkundet hatte ...
Die Gaukelwerkstätten der Welt stehen dort,
Schmieden der Illusion auf Zelluloid,
Filmstudios mit unzähligen Schauspielern, Stars und Sternchen,
berühmten und fallen gelassenen!

Tatsächlich!

War das Oscar-Kandidat Nick Nolte, der da in einer Mülltonne wühlte und nach etwas Essbarem oder sonstwie zu Verwertendem suchte?
Hatte ich richtig hingesehen oder hatte ich mich getäuscht?
Noch wollte ich es nicht glauben - Ließ Amerika seine Weltstars auflaufen ... scheitern, einfach so:
 Marlon Brando,
Michael Jackson ... in einem sonderbaren Anflug von Pseudo-Moral und Heuchelei?

Ein alt gewordener "Columbo"- Darsteller wurde von Polizisten abgeführt, verdreckt, aggressiv, randalierend.
Einst der "große Zampano" - und jetzt, um die 80 Jahre alt, nur noch ein Wrack!?
Wenn kümmerte es im „reichen Amerika“, wenn einer, der hoch aufgestiegen war, nun vor den Augen der Welt so tief fiel?

Solidarität - weit gefehlt!
Man ließ ihm und anderen die Freiheit, vereinsamt, verarmt, in die Ecke gestellt zu Grunde gehen zu dürfen.

Schein und Sein - Täuschung und Wahrheit?
Potjomkinsche Dörfer und glitzernde Fassaden gab es nicht nur an der Karl-Marx-Allee in Ost-Berlin, wenn die Truppen der NVA vor den roten Staatschefs der Welt in Waffen vorüber paradierten –
Auch Los Angeles machte das möglich ... und der andere beliebte Drehort, 5 000 Meilen entfernt, auf Florida, in Miami.
Nur einen Steinwurf von der Beach entfernt eine riesige Brücke.
Und unter dieser Brücke leben Menschen!
Nicht freiwillig etwa - wie in Avignon oder an der Seine –
sondern "verbannt",
mit Fußfesseln kontrolliert und auf einen kleinen Raum festgelegt.

Ehemalige Sexual-Straftäter müssen ihren Resozialisierungsweg in die Gesellschaft "unter der Brücke" ableisten,
jahrelang und ohne Hoffnung, die selbst errichtete Baracke unter der Autobahnbrücke verlassen zu dürfen.
Das regionale Recht des Sonnenschein-Bundesstaates Florida will es so.
Und keiner von der zentralen Regierung im nicht allzu fernen Washington hat etwas dagegen. „Mir geht es hier schlechter als im Knast“,
wundert sich einer, der sich im Affekt mit Schuld beladen hat ... und für sein Tun schon büßte. Und jetzt?
„Das ist der richtige Ort, wo solche Leute hingehören“,
meinen die Konservativen in der von Kriminalität geprägten Stadt - Law and order in seiner drastischen Form, jenseits von Würde und Menschenrechte!
Und was wird aus den wirklich großen Verbrechern,
die einen Schaden von 60 Milliarden Dollar anrichten und das Weltfinanzsystem ins Wanken bringen - über betrügerische Hedge- Fonds, nur um alle Puppen tanzen zu lassen?
Auch Star-Finanzverbrecher und Milliardenbetrüger Madoff trägt eine Fußfessel, hörte ich! 
Aber unter der Brücke leben musste er wohl nicht?
Doppelmoral und Heuchelei auch hier!
Wie schnell landet man in einem US-Gefängnis, nur weil ein Sherriff gnadenlos ist und weil seine Aussage vor Gericht mehr zählt als alle vorgetragenen Fakten?
Auch ich gab Gas im liberalen Bundesstaat New York - und hatte Glück : Der Polizist hatte ein Einsehen:
Im "Alten Europa" gingen die Uhren doch anders?
Andere Länder, andere Sitten! Kultur und Zivilisation - oder nur schnöder Wille zur Macht?
Sehr wohl!

Auch die Rehabilitation wurde und wird anders gehandhabt in „good old Germany“ ,
 das soziale Netz ist ein anderes , der Stellenwert der Menschenwürde und das Gebot –
 das mehr ist als nur eine regulative Idee und Maxime der Politik,
verankert im Grundgesetz der Bundesrepublik  Deutschland:
"Die Würde des Menschen ist unantastbar".

Wohl dem,, der weiß, was er hat - der vergleichen kann.
Also - weshalb nach höheren Sphären schweben, wenn das Gute liegt so nah!
Bleibt daheim,
nährt euch redlich und schaut euch die böse Welt im Fernsehen an,
auch wenn uns manches doch zu denken geben sollte.

In Berlin wurde eine Mauer niedergerissen .- die Ost-Deutschen wurden wieder frei!
Südlich von San Diego im Wüstenland an der Grenze zu Mexiko baut die USA eine andere Mauer, um Armutsflüchtlinge aus ganz Mittel- und Südamerika abzuhalten, ihr Erdenglück in der USA zu finden.
Der Exodus tobt überall, genährt vom Armutsgefälle zwischen Nord und Süd der Welt!

Was unternahm Kommunismus- und Totalitarismus- Kritiker George Orwell, als es ihm ganz dreckig ging, damals in Paris und in London? Er schrieb ein Buch darüber und dokumentierte das eigene Elend und das Elend seiner Zeit!
Und heute?
Seine modernen Schriftsteller-Kollegen schweigen!
Sie schweigen, weil sie angepasst sind,
weil sie es sich nicht verderben wollen mit den Mächtigen!
Gelegentlich schimpft man von sicheren Hafen Deutschland aus gegen die Menschenrechtsverletzungen im fernen China,
wohin man selbst nie reisen wird,
und begeistert sich – auch gegen dessen Willen – für Ai Weiwei,
vergisst aber die Not und Elend im eigenen Land.
Zu sozialen Fragen und innenpolitischen Themen pflegt man sich nicht zu äußern;
Denn das könnte ja als „Regimekritik“ ausgelegt werden und künftige Privilegien und Preise gefährden!

Das Ergebnis dieser opportunistischen Haltung unter den „freien Geistern“ der Jetztzeit :

Der Januskopf,
das doppelte Gesicht,
die doppelte Moral, die Heuchelei, die Verlogenheit,
bis hinein in Krieg oder Nichtkrieg,
Sein oder Nichtsein.


Foto: Monika Nickel

Frankfurt am Main - Stadt der Kontraste und der Diskrepanzen
zwischen Steinreichen und Bettelarmen.

Die Finanzkrise traf nur die einen, die anderen wurden dabei stärker.

  
©Carl Gibson. Alle Rechte vorbehalten.

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